von George Brant
Premiere am 23. Februar 2019 am Schauspiel Essen
© Diana Küster
Eine junge Kampfpilotin meldet sich zu Wort. Viele Jahre hat sie den Adrenalinkick im Himmel genossen und sich in der Männerdomäne einen Namen gemacht. In verschiedenen Kriegsgebieten
stationiert, führte sie maximal Fernbeziehungen und war glücklich damit. Doch dann begeistert sich Eric für die selbstbewusste Frau im Flieger-Overall. Mit ihm zieht „der ganz wahre Kitsch“, wie
sie es nennt, in ihr Leben ein, und schon bald muss sie den Dienst in der Luft quittieren, weil sie schwanger ist. Samantha wird geboren, und die frisch gebackene Mutter verzichtet drei Jahre
lang auf berufliche Erfüllung – bis ihre Sehnsucht zu groß wird und sie sich bei ihrem Kommandanten zurückmeldet. Der Krieg hat sich jedoch gewandelt. Als Drohnenpilotin fliegt sie jetzt eine
Reaper im Wert von 11 Millionen Dollar, ganz ohne ins himmlische Blau einzutauchen. Sie pendelt im Schichtdienst zwischen Kindergarten und Luftwaffenstützpunkt in der Wüste, zwischen Liebesleben
mit ihrem Mann und automatisiertem Töten. Und zunehmend tobt auch nach Feierabend der Krieg in ihrem Kopf. Die Grenze zwischen Privatleben und Terroristenjagd via Bildschirm verschwimmt
gefährlich, und eines Tages ist sie nicht mehr in der Lage, den Befehl ihres Vorgesetzten auszuführen.
Der amerikanische Dramatiker George Brant schrieb mit „Am Boden“ sein bislang erfolgreichstes Stück. Der sorgfältig recherchierte Monolog hat seit seiner Uraufführung 2013 in San Francisco nichts
an Aktualität eingebüßt: Er liefert einen packenden Einblick in die Welt des modernen drohnenbasierten Kriegs. „Grounded“, so der englische Originaltitel, entwickelt noch dazu sprachlich enorme
Zugkraft und zwingt zur Auseinandersetzung mit der Frage, was es gesellschaftlich und moralisch bedeutet, wenn wir Kriegsführung zunehmend ins Virtuelle verlagern und es nur noch eines anonymen
Knopfdruckes am anderen Ende der Welt bedarf, um ganze Menschengruppen auszulöschen.